Soviel steht fest: Das Abend- und das Fernstudium nehmen täglich einige zusätzliche Stunden in Anspruch, während die Tage weiterhin nur jeweils 24 Stunden haben. Falls Ihr Leben also schon vor Beginn des Studiums prall gefüllt ist mit Job, Familie, Hobbys und weiteren Aktivitäten, gibt es zwei Möglichkeiten:
- Das Studium auf einen günstigeren Zeitpunkt verschieben
- Zeitlichen Ausgleich schaffen und Prioritäten setzen
Wenn das Fernstudium wichtig für Ihre persönliche Entwicklung ist, werden Sie sich wahrscheinlich für die zweite Lösung entscheiden – und feststellen, dass im Sprichwort „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“ sehr viel Wahrheit steckt. Betrachten Sie Ihren Alltag und überlegen Sie, auf welche Aktivitäten Sie (zumindest für eine Weile) verzichten könnten: Wo lassen sich Arbeitszeiten reduzieren? Inwieweit kann die Kinderbetreuung anders organisiert werden? Müssen zwei Stunden Fernsehen pro Abend wirklich sein? Lässt sich der wöchentliche Saunagang in einen 14-Tage-Rhythmus umwandeln? Wer in allen Bereichen ein wenig einspart, hat am Ende viel Zeit gewonnen, ohne auf zu viele Dinge verzichten zu müssen.
Da die wohl meisten Aktivitäten mit anderen, oft nahestehenden Menschen zu tun haben, ist es wichtig, Familie, Freunde, den Arbeitgeber und Kollegen frühzeitig mit einzubeziehen. Dies ist umso leichter, wenn Vorteile für alle Beteiligten ersichtlich sind. Trägt das Fernstudium zum Beispiel langfristig zu einer besseren Einkommenssituation bei, werden Lebenspartner und zumindest ältere Kinder eher Verständnis haben und ihren Teil dazu beitragen. Ein Arbeitgeber, der sich auf die erweiterten Qualifikationen seines Mitarbeiters freuen kann, wird eher bereit sein, ihn früher Feierabend machen zu lassen. Diese Dinge sollten schon bei der Entscheidung für den Studiengang bedacht und besprochen werden.
Multitasking vermeiden
Auch wenn sich manche Menschen damit rühmen, besonders „multitaskfähig“ zu sein: Wer viele Dinge zugleich erledigen will, macht schneller Fehler, das belegen verschiedene Studien. Der Arbeitsaufwand ist in solchen Fällen am Ende sogar noch größer. Wer zum Beispiel E-Mails schreibt und nebenbei hektisch das Frühstück verschlingt, neigt eher dazu, den Kaffee (womöglich über den Lernunterlagen) auszukippen.
Vielmehr sind gerade Pausen wichtig für anhaltende Konzentration. Sie liefern die Energie, die erforderlich ist, um lange Arbeitstage zu bewältigen.
Den Ball flach halten
Wie so oft spielt beim Zeitmanagement auch die persönliche Einstellung eine maßgebliche Rolle. Bei Gedanken wie „Das schaffe ich doch unmöglich bis heute Abend ...“ kann man im Prinzip gleich einpacken, da sie Blockaden und Frust schaffen. Ob hier nun esoterische Theorien greifen, muss jeder für sich selbst entscheiden; Tatsache ist, dass eine verstärkte Sicht der Hürden die Hindernisse noch verstärken kann: Wer sich zu sehr auf das Problem konzentriert, übersieht eher die Lösungswege. Wer hingegen das Ziel vor Augen hat und mit klaren Kopf überlegt, wie es sich am besten erreichen lässt, kommt eindeutig besser voran.
Ein großer Frustvermeider ist auch, den Hang zum Perfektionismus etwas zurückzuschrauben – Stichwort Paretoprinzip. Wenn man also den Lernstoff zu 80 Prozent auswendig kann und die letzten 20 Prozent nicht mehr in den Kopf wollen, dann sollte man es auch mal beim Stand von 80 Prozent belassen. Wer sich dann mit immer kleinteiligeren Lernzielen befasst, hält sich eher selber auf.
Zum Thema Zeitmanagement gibt es viele bewährte Methoden, die zum Beispiel auch in Coachings und Personaltrainings angewendet werden. Eine davon ist die ABCD-Methode, wobei die Buchstaben für die Prioritäten der anstehenden Aufgaben stehen. Nehmen Sie sich zu festen Zeitpunkten (zum Beispiel jeden Morgen nach dem Kaffeetrinken) ein paar Minuten, um die anstehenden Aufgaben zu notieren und nach ihrer Wichtigkeit zu ordnen:
- A-Aufgaben stehen ganz oben (zum Beispiel die nächste Prüfung vorbereiten)
- B-Aufgaben haben ebenfalls eine große Priorität, aber noch etwas mehr Zeit (zum Beispiel die neu eingetroffenen Lehrmaterialien sichten)
- Unter C fallen Routineaufgaben wie Aufräumen und Datenpflege sowie wichtige Dinge, die vergleichsweise viel Zeit haben (zum Beispiel ein Geschenk für den Geburtstag kaufen, der erst in vier Wochen stattfindet)
- D-Aufgaben können notfalls komplett gestrichen bzw. langfristig verschoben werden.
Zu beachten ist, dass sich die Prioritäten verändern können: So werden B-Aufgaben schnell zu A-Aufgaben, wenn man sie zu oft hinten anstellt. Bei der Planung sollte auch die persönliche Leistungskurve berücksichtigt werden. Routinearbeiten etwa lassen sich oft gut im „Energie-Tief“ nach dem Mittagessen erledigen, während das Lernen dann eher schwer fällt und mehr Zeit in Anspruch nimmt als zum Beispiel am Morgen. Die besondere Struktur des Fernstudiums hat übrigens viele Vorteile, die sich für die persönliche Organisation nutzen lassen. Auch die Verwendung verschiedener Medienformate kann die Effektivität des Studiums steigern.
Beim Anfertigen der Prioritäten-Liste neigen viele Menschen dazu, Annehmlichkeiten stets in die Kategorie D zu verschieben. Natürlich ist es mitunter angebracht, beispielsweise eine private Verabredung am Vorabend der Prüfung abzusagen, anstatt das Studium aufs Spiel zu setzen. Doch unterm Strich sollten auch die privaten Beziehungen und persönliche Freuden nicht zu kurz kommen. Im Gegenteil: Ein paar schöne Stunden können wahre Motivationsschübe bewirken.